Farbe verleiht Kleidung Lebendigkeit, Charakter, Ausdruck und Individualität. Sie transportiert nicht zuletzt den Geschmack und die Vorlieben des Trägers und ist Spiegel der gesellschaftlichen Stellung. Im Laufe der Moderne sind farbige Kleidungsstücke mit Hilfe der Errungenschaften in Chemie und Textilherstellung zur Selbverständlichkeit im Bewusstsein der Menschen geworden. Dabei nimmt gerade die industrielle Färbung - wenngleich sich die Bandbreite der Möglichkeiten erweitert hat- den eigentlichen Reiz und die Vielschichtigkeit aus den Kleiderfarben. Der Prozeß der Färbung verursacht nicht selten Umweltbelastungen und Rückstände in den Textilien sind allzu oft Auslöser von Hautreaktionen. Anders bei der uralten Technik des Färbens mit Pfanzen, gerade Pflanzenfarben sind in der Lage der Kleidung eine grösstmögliche Individualität zu geben. Keine Färbung gelingt wie die andere, je nach Lichteinfluss hat die Farbe einen anderen Schimmer. Pflanzenfarben stehen der Leuchtkraft und Intensität von industriellen Farben in nichts nach, ja sie haben sogar eine fast magische Tiefe.
Wenn man sich dem Thema Kleidung im Mittelalter annimmt, ist man automatisch irgendwann an dem Punkt wo es um Pflanzenfarben geht. Nach unserer Erfahrung ist ein wunderbares Gefühl ein zuvor naturfarbenes Tuch selbst in ein leuchtend gelbes, tief rotes oder satt braunes zu verwandeln. Es ist immer wieder erstaunlich welch ein Potential in unserer Flora steckt.
An dieser Stelle haben wir unsere bisherigen Ergebnisse zusammengestellt und teilweise mit Berichten oder Erläuterungen ergänzt. Gefärbt haben wir bisher nur Wolle und Leinen. Dabei haben wir festgestellt das Wolle als tierische Faser besser mit pflanzlichen Stoffen zu färben ist als Leinen. Um das zu verstehen muß man einen Blick auf die Zusammensetzung der Faser und den damit verbundenen Färbevorgang werfen. Wollfasern, im Grunde "Tierhaare", bestehen- wie das menschliche Haar auch- aus Keratin genannten Eiweißen. Pflanzliche Fasern bestehen dagegen hauptsächlich aus Zellulose. Viele der Pflanzenfarben sind "Beizenfarbstoffe", d.h. das mit einer geeigneten Beize, bspw. Alaun (Kalium- Aluminium- Sulfat), die Faser vorbereitet werden muß. Die Beize sorgt für eine feste Verbindung zwischen Farbstoffmolekül und Keratin. Um pflanzliche Fasern dauerhaft zu färben empfehlen sich die sogenannten "Küpenfarbstoffe", dabei wird durch einen chemischen Prozeß (Reduktion) ein wasserunlöslicher Farbstoff in eine wasserlösliche Form überführt. In der nun entstandenen Küpe schlägt sich der Farbstoff auf der Faser nieder, um anschließend in einem weiteren chemischen Prozeß (Oxidation) in die wasserunlösliche Form zu wechseln. Prominentestes Beispiel hierfür sind indigoide Farbstoffe (Waid, Indigo).
Wir werden jeweils neuesten Ergebnisse hier hinzufügen.
Ausführliche Berichte: Krapp, Walnuß, Zwiebel, Waid, Reseda, ganz neu: Birke