Färbe-Experimente, die Zweite – Rotfärbung mit Krapp in der Berliner Hinterhofküche

Ein Erfahrungsbericht von Suse Sziborra und David Seidlitz, 14. Mai 2004



Nach unserem vielversprechenden Einstieg mit der Walnußfärbung wagen wir uns für unseren zweiten Versuch zeitgenössischer Färbemethoden im modernen Umfeld auf ein etwas aufwändigeres Terrain – mit Krapp rot färben. Die Wurzel der Krapppflanze (Rubia tinktorum) enthält die Farbstoffe Alizarin und Pseudopurpurin.
Wie schon bei unserem Walnußexperiment basteln wir uns unser eigenes Rezept aus verschiedenen Anleitungen. Die Rohstoffe sind schnell besorgt; im Großhandel oder im Internet bekommt man leicht preisgünstige ungefärbte Wollstoffe, Alaun bekommt man einfach und schnell in der Apotheke (zumindest in Gegenden mit einer hohen Dichte "alternativer" Eltern) oder auch im Versand. Auf diesem Wege ist auch Krapp zu erwerben (Quellen für alle genannten Rohstoffe finden sich auch in unserer Linkliste). Hier nun eine Liste, der von uns verwandten Rohstoffe: Im Gegensatz zu Walnuß enthält Krapp keine Gerbsäuren, die für den Aufschluß der Faser sorgen, deswegen muss das Färbegut im Vorfeld gebeizt werden. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten der Vorbeize, von denen einige den zu erreichenden Farbton erheblich beeinflussen, wir entscheiden uns für Alaun, da Suse gern ein dunkelrotes Kleid hätte.
Das Alaunsalz wird mit etwa 3l Wasser in einem kleinen Topf unter ständigem Rühren aufgekocht und muss solange kochen, bis sich das Salz vollständig gelöst hat. Dannach kommt wieder unser alter Kessel zum Einsatz; hierin wird der Alaun-Sud mit reichlich kaltem Wasser aufgegossen.
Dorthinein wird nun die feuchte Wolle geleget. Wichtig: Niemals die kalte Wolle in heißes Wasser geben – immer mit dem Wasser langsam erhitzen, dann hält Wolle auch die notwendigen hohen Temperaturen aus! Das gilt ebenso für das Abkühlen! Und jetzt wird das ganze zum Kochen gebracht..
Die Alaun-Lösung mit der Wolle muss 1,5 Stunden am Kochen gehalten werden und dann langsam runterkühlen. Zum Schluß wird die Wolle grob ausgewrungen und feucht (auf keinen Fall ausspülen!) verpackt. Hierfür eignet sich zum Beispiel ein Müllsack. Und nun sind sechs Tage Warten angesagt.
24 Stunden vor dem Färben wird der feingemahlene Farbstoff in den Kessel gefüllt (Achtung – es staubt fürchterlich)...(Anm.17.08.05: besser ist es den Krapp locker in Leinentücher einzubinden)
...mit reichlich Wasser aufgefüllt und gründlich durchgerührt. Durch die Zugabe von Weizenkleie soll das Farbergebnis brillianter werden. Nun muss die Farbe quellen.
Direkt, bevor der Stoff in das Farbbad gegeben wird, muss er gründlich gespült werden. Dann wird die noch kalte Flotte wieder langsam erhitzt. Dabei ist ständiges gründliches Rühren notwendig, da das Farbbad immernoch die gemahlenen Krapp-Partikel enthält und dadurch ziemlich schlickig ist.
Sind 70°C erreicht, wird das Ganze etwa 1 Stunde bei dieser Temperatur gehalten. Dabei weiterhin regelmäßig gründlich rühren. Keinesfalls darf das Farbbad über einen längeren Zeitraum kochen, da der Farbstoff dann stark an Rot verliert und das Ergebnis eher braun wird; wir haben das Kochen vollständig vermieden.
Das Finale: Zum Schluss muss die Flotte wieder langsam runterkühlen, bevor die Wolle sehr gründlich ausgespült wird. Das ist sehr aufwändig und dauert lange (bei uns etwa 40 Minuten), da der Farbstoff wie feiner Schlamm am Stoff haftet.
Das Ergebnis: erreicht haben wir einen warmen, tiefen Rotton (rechts vor und nach dem Färben), der leider an einigen Stellen minimal fleckig geworden ist. Vermutlich ist bei der Masse an Stoff, den wir färbten ein noch größerer Topf oder Kessel zum Färben angebracht.