Jeder der sich schon einmal mit der Rekonstruktion von Kleidung aus dem Mittelalter beschäftigt hat, weiß, daß mehr dazu gehört als ein wenig Talent fürs Schneiderhandwerk. Alle modernen Materialien und viele Techniken taugen für die Herstellung von mittelalterlicher Kleidung überhaupt nichts. Zu einer vernünftigen Rekonstruktion gehören neben den historisch belegten Materialien und Schnittechniken natürlich auch Handnähte. Um Neulinge zu ermutigen Kleidung von Hand zu nähen, findet sich hier eine Auswahl von im Mittelalter gebräuchlichen Nähtechniken.
Nach weiterer Recherche und neuen archäologischen Befunden sowie uns zu Verfügung stehenden Publikationen wird diese Zusammenstellung erweitert.
Abb.1 |
Abb.1 Verbindung zweier Kanten mittels Überwendstichen, eine Kante ist eingeschlagen und überlappt leicht (London, 14. Jh.) | |
Abb.2 Verbindung mit Steppstich und Überwendstich,zwei gleichmäßig überlappende Kanten (London, 14. Jhdt.) | |
Abb.3 A: Verbindung mit Steppstich B: Verbindung mit Rückstich C: Säumen der Stoßnaht mittels Steppstich. Die umgelegten Kanten befinden sich auf links |
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Abb.4 Säume A: Einfach umgelegt mit Überwendstich B: Einfach umgelegt mit Steppstich C: Einfach umgelegt, mit Überwendstich sowie Steppstich D: Doppelt umgelegt mit Überwendstich Originalbeispiel zu C (London14. Jh.) | |
Abb.5 Feiner Rollsaum. Diese sparsame sowie feine Methode der Säumung , findet sich bei feinen Stoffen. Alle stärkeren Gewebe lassen sich so nicht besonders gut versäumen. Im Originalbeispiel (B) sehr feines Seidengewebe. (London, 14. Jh.) | |
Abb,6 Runde Nestellöcher |
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Abb.7 Originalbeispiel (London, 14.Jh.) |
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Abb.8 Kopflochversäumung |
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Abb.9 Originalbeispiel (London, 14. Jh.) |
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Abb.10 Knöpfe kamen ab der Mitte des 13. Jhdt. in Mode. Allerdings waren es keine Knöpfe mit Löchern wie wir sie heute kennen, im 13. und 14. Jhd. waren es vielmehr Stopfknöpfe aus Textil und Knöpfe aus Glas, Bunt- oder Edelmetallen. A – B : Schrittweise Konstruktion eines Stopfknopfes, zwischen A und B wird der Knopf mit Stoffresten gefüllt. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen das es einiges an Übung erfordert bis man einen Knopf wie den vorherigen hinbekommt, aber es lohnt sich. |
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Abb.11 Originalbeispiel Knöpfe (London, 14.Jhd.) |
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Abb.12 Möglichkeit zum Einsetzen von Ärmelgeren nach Textilfunden auf Grönland (Herjolfsnaesfunde). |
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Abb.13 Verbindung von Futterstoff und Oberstoff mit Vorstichen (Bsp. Tempelhofer Mantelfragment). |
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Abb.14 a und b: Einsetzen der Geren (Keile). c: Flache, dreihreihige Naht aus Vorstichen für die Verbindung, und Überwendstichen für die Versäuberung (beides Herjolfsnaes). |
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Abb.15 Verbindungsnaht aus Vorstichen und Überwendstichen, a: aussen, b: innen. c: Scheinnaht (beides Herjolfsnaes) |
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Abb.16 Säume und Kragen (Herjolfsnaes) |
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Abb.17 Originalbeispiel Kragenversäuberung, Wollköper einfach umgeschlagen (Herjolfsnaes) |
Dreihreihige Verbindungsnaht aus Vorstichen und Überwendstichen. Siehe Abb. 14-c. Material: Wollköper zwiebelgefärbt, Leinenzwirn angebleicht. Zweihreihige Verbindungsnaht aus Vorstichen und Überwendstichen. Siehe Abb. 15 a-b. |
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Einfach umgelegter Kragensaum, mittels Vorstichen und Überwendstichen fixiert. Siehe Abb. 16. Material: Wollköper zwiebelgefärbt, Leinenzwirn ungebleicht. |
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Eingesetzte Ärmelgeren. Siehe Abb. 12. Material: Wollköper zwiebelgefärbt, Leinenzwirn ungebleicht. |
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Rollsaum am Ärmelbund. Siehe Abb.1-1; Abb.5. Material: Flachslein ungebleicht, Leinenzwirn ungebleicht. |
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Doppelt umgeschlagener Saum, mittels Überwendstichen fixiert. Siehe Abb.1-3; Abb. 4-D. Material: gebleichtes Flachslein handgewebt, Leinenzwirn. |
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Dreihreihige Naht aus Überwendstichen, Saum doppelt umgeschlagen. Siehe Abb. 1-12. Material: Wollköper krappgefärbt, Wollzwirn ungefärbt. Kappnaht. Siehe Abb. 1-22. Material: Handgewebtes Leinen gebleicht, Leinenzwirn ungebleicht. |
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Verbindungsnaht mit Vorstichen und Überwendstichen zur Versäuberung. Siehe Abb. 1-10. Material: Wollköper krappgefärbt, Wollzwirn ungefärbt. |
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Verbindung von Futter- und Oberstoff mittels Vorstich. Siehe Abb. 13. Material: Gewalkter Wollköper wallnußgefärbt, Leinen gebleicht, Leinenzwirn ungebleicht. |
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Stopfknöpfe und Knopflöcher. Siehe Abb.8; Abb. 10. Material: Wollköper, Leinen (in den Knöpfen), Leinenzwirn (ursprünglich rot gefärbt) |
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